Jagen gehört zum ältesten Handwerk des Menschen, doch längst hat es seine Notwendigkeit verloren. Unser Steak holen wir im Supermarkt oder auf dem Biohof – oder wir essen «plant based». Dennoch stellt der Verein Jagd Schweiz bei den Jagdausbildungen für die letzten Jahre eine bedeutende Zunahme fest. Mitverantwortlich dafür ist laut Geschäftsführer David Clavadetscher eine veränderte Zusammensetzung der Ausbildungsgruppen: «Heute interessieren sich viel mehr Personen ohne direkten Bezug zur Jagd für einen Jagdlehrgang. Darunter viele Städterinnen und Städter und eindeutig mehr Frauen.» Den einen erscheint die Jagd, in ihrer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Tier, offensichtlich als eine der letzten Naturerfahrungen und jeder anderen «Fleischproduktion» weit überlegen. Andere empfinden sie als grausamen Sport. In der Jagd spiegeln sich gesellschaftliche Zustände der urbanen und alpinen Schweiz. Einfache Antworten gibt es keine.
Beobachten, Warten, Schiessen
«Auf Pirsch. Vom Handwerk der Jagd» nimmt das Publikum mit in die Welt von Eduard Epp, Kurt Huggler, Pirmina Caminada und Arnold Berchtold. Jedes Jahr erwarten die vier Jäger:innen aus den Bergen ungeduldig die Eröffnung der Saison in Graubünden, Bern, Wallis und Uri. Was treibt sie an? Welche Beziehung haben sie zum gejagten Tier? Welches Wissen ist notwendig für die Zerteilung und Zubereitung des Fleischs? Der Fokus der Ausstellung liegt auf dem Handwerk – jenseits polarisierter Zuschreibungen: Planen, Vorbereiten, Beobachten, Warten, Schiessen, Zubereiten. Wer ein Tier erlegen will, muss dieses Handwerk verstehen, so viel ist klar. Arnold Bärchtold: «Ich habe ein einschüssiges Gewehr. Das heisst: Es gibt nur diesen einen Schuss. Bis ich nachgeladen habe, ist es zu spät. Man schiesst als Jäger nur dann, wenn man Gewissheit hat, dass man auch trifft und das Tier keine lange Leidenszeit hat. Sonst schiesst man besser nicht.» Unterschiedliche Perspektiven auf die Jagd zeigen die fotografischen Arbeiten von Anne Golaz und Alex Ochsner in der Ausstellung. Beide haben Jäger:innen bei der Arbeit begleitet und für ihre Reportagen eine eindringliche visuelle Sprache gefunden, die zur Diskussion anregt.
«Auf Pirsch – Vom Handwerk der Jagd» ist eine Ausstellung des Alpinen Museums der Schweiz und wurde durch das Naturhistorische Museum Bern für das Schweizer Museum für Wild und Jagd adaptiert.
Auch im Rahmenprogramm zur Sonderausstellung steht das Handwerk im Fokus: So werden etwa prähistorische Jagdwerkzeuge vorgestellt. Und auch ein gemeinsames Wildessen steht auf dem Programm. Die Vernissage findet am 14. Mai 2023 von 10 bis 17 Uhr statt. Das gesamte Programm finden Sie auf: www.landshut.ch.
Falls Sie Interesse an einem Rundgang oder weitere Fragen haben, steht Ihnen Kurator Andreas Ryser gerne zur Verfügung: andreas.ryser@nmbe.ch, 079 350 87 73.
Wir freuen uns, wenn Sie in Ihrem Medium über unsere Ausstellung berichten. Danke, dass Sie bei den Medienbildern angeben: NMBE/Alex Ochsner bzw. NMBE/Anne Golaz.