Die Sammlung der afrikanischen Grosstiere ist untrennbar mit der Geschichte des Naturhistorischen Museums verbunden. Die Burgergemeinde Bern errichtete das Gebäude an der Bernastrasse, wo das Museum noch heute beheimatet ist, um die über hundert Tiere ausstellen zu können, die der Grosswildjäger Bernard von Wattenwyl auf zwei Jagdsafaris 1923-24 in Ostafrika erlegte. Hinter der Sammlung steckt auch die Geschichte von Vivienne von Wattenwyl. Der neunzehnte Löwe, den ihr Vater erlegen wollte, verletzte ihn tödlich. Die damals 24-jährige Frau führte die Safari dennoch zu Ende und erlegte selber einen Breitmaulnashorn-Bullen. Vivienne verarbeitete ihre Erlebnisse in zwei Büchern – Ernest Hemingway gehörte zu ihren begeisterten Lesern. Die Geschichte war Stoff für den historischen Roman «Die Tochter des Jägers» von Lukas Hartmann.
Bei ihrer Entstehung in den Dreissigerjahren galten sie als «State of the Art» zoologischer Präparier- und Ausstellungskunst, doch die Darstellungsform ist in die Jahre gekommen. So wissen wir heute mehr denn je, dass Dioramen keine präzisen Wirklichkeitsabbildungen sind, sondern auch Interpretationen und Inszenierungen ihrer Erschaffer:innen. Und oftmals war die Zusammenstellung ganz pragmatisch von der Verfügbarkeit von Objekten und von den Platzverhältnissen abhängig. Sie zeigen zuweilen Tiergruppen, die in der Natur nicht nebeneinander vorkommen.
Die Ausstellung will nicht nur vermitteln, dass die Naturbilder schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung oftmals idyllischer waren als die Realität. Auch der geschichtliche Kontext wird aufgearbeitet. So stammt ein grosser Teil der «Tiere Afrikas» aus den von Grossbritannien besetzten Gebieten Ostafrikas Kenia/Uganda. Die Jäger:innen profitierten dabei mitunter von den kolonialen Strukturen, also von der Ausbeutung des Wissens und der Arbeitskraft der lokalen Bevölkerung. Bis heute hat die Jagd auf Tiertrophäen auf dem afrikanischen Kontinent Tradition. Sie wird kontrovers diskutiert: Es existieren unzählige Interessenkonflikte und der Grad zwischen Schutz und Nutzen der Natur ist schmal.
Nebst einer ausführlichen Eingangszone mit digitalen Fotoalben finden Besuchende bei jedem Diorama zusätzliche Informationen. Die Beschriftungen vermitteln nicht nur klassische Angaben wie Name oder Gefährdungsstatus eines Tiers, sondern zusätzliche wissenswerte Aspekte unter anderem zum Artenschwund und zur Lebensraumzerstörung.