Insektensterben – Alles wird gut

Insektensterben — Alles wird gut

Sonderausstellung

Es ist ein stilles, aber rasantes Sterben: Die Insekten verschwinden. In nur 30 Jahren sind fast drei Viertel der Biomasse an Fluginsekten verloren gegangen. Das ist für uns Menschen ein gewaltiges Problem – denn die Insekten spielen nicht nur eine Hauptrolle in der Natur, sondern auch in unserer Ernährung. Ist nun alles verloren? Unsere Sonderausstellung sagt: Nein!

Trailer Sonderausstellung «Insektensterben – Alles wird gut» NMBE/Sonderegger

«Also auf Mücken kann ich gut verzichten!», heisst es schnell einmal. Dabei sind wir Menschen auf jedes Insekt angewiesen, auch auf Mücken. Wenn ein Insekt nicht gerade eine wichtige Rolle in der Bestäubung und somit für unsere Nahrung spielt, dann stellt es für andere Tiere eine bedeutende Nahrungsquelle dar, etwa für Vögel und Amphibien. Zudem sorgen die Insekten dafür, dass abgestorbene Pflanzen und Aas zersetzt wird und somit das Gleichgewicht in der Natur gewahrt bleibt. Kurz gesagt: Ohne Insekten gibt es kein Leben auf der Erde. Trotzdem sind in nur 30 Jahren drei Viertel der Biomasse an Fluginsekten verschwunden. Den stärksten Rückgang stellten Forscher:innen auf Flächen in landwirtschaftlich intensiv genutzter Umgebung fest. Aber auch im Wald findet das Insektensterben statt. Die Insekten-Biomasse in Wäldern hat zwischen 2008 und 2017 um 41 Prozent abgenommen. In den Wiesen war der Rückgang mit 67 Prozent sogar noch grösser. Wir befinden uns in einem globalen Artensterben eines Ausmasses, das sich mit dem letzten Massensterben vor sechzig Millionen Jahren vergleichen lässt, als die Dinosaurier von der Erdoberfläche verschwunden sind.

Es gibt noch Hoffnung!

Das Naturhistorische Museum Bern nimmt sich nach dem Erfolg von «Queer — Vielfalt ist unsere Natur» mit der neuen Sonderausstellung «Insektensterben – Alles wird gut» wieder einem höchst aktuellen, gesellschaftspolitisch relevanten Thema an. Auf eine überraschende und provokant-optimistische Weise: Die Ausstellung entführt die Besucher:innen in die Zukunft, genauer ins Jahr 2053. Von dort blicken sie zurück auf unsere Gegenwart, in der es zahlreiche wirkungsvolle Ansätze und Initiativen gegeben hat, die das grosse Insektensterben abgewendet haben.

Rahmenprogramm

Workshops

Insekten basteln

Gemeinsam mit der Künstlerin Eva Baumann basteln Kinder und Familien aus Naturmaterialien Insekten. Dabei lernen sie einiges über den Aufbau und die Lebensräume der heimischen Insekten. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie gestalte ich meinen Garten oder Balkon insektenfreundlich?

Was ist ein Naturgarten und wie gestalte ich meinen Balkon insektenfreundlich? Profis des renommierten Unternehmens Stolz Naturgarten geben konkrete Praxistipps. Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie hier.

Spaziergänge

Stadtpflanzen und essbares Unkraut

Bern ist ein überraschendes Natur-Restaurant: Die Stadtbotanikerin Sarah Zehnder öffnet bei einem Spaziergang durch die Stadt den Kursteilnehmenden die Augen. Weitere Informationen und Anmeldung finden Sie hier.

Ausstellungsführungen

Reguläre Ausstellungsführung

Lassen Sie sich von unseren Guides durch die Ausstellung führen. Die Daten und Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier.

Tandemführung mit dem ALPS

Das Naturhistorisches Museum trifft im Rahmen der Tandemführung vom 10. Dezember 2024 auf das ALPS. Ein Rundgang durch beide Museen zeigt, was sich alles reparieren lässt. Unter anderem die Zukunft der Insekten. Mehr zur Tandemführung.

Angebot für Schulen und Lehrpersonen

Vermittlungsangebot

Individueller Klassenbesuch

Sie wollen mit Ihrer Schulklasse die Ausstellung besuchen? Sämtliche Informationen, Termine und das Anmeldeformular finden Sie hier. Bitte beachten Sie, dass ein Besuch nur am Vormittag möglich ist. Nachmittags ist die Ausstellung für reguläre Besuchende und für Events reserviert.

Teilnahme Schulworkshop

Sie interessieren sich für einen angeleiteten Workshop mit Ihrer Klasse? Sämtliche Informationen, Termine und das Anmeldeformular finden Sie hier.

Kontakt

Wenden Sie sich an unser Team Bildung und Vermittlung für weitere Informationen.

Ihr Anlass im Ausstellungsraum

Buchen Sie private Führungen, Workshops (für Gruppen, Betriebe, etc.) und Anlässe in der Ausstellung – wenden Sie sich bitte an die Leiterin Gastro und Event oder buchen Sie die Anlass direkt auf unserer Webseite

Rieseninsekten-Skulpturen in Bern gegen das Artensterben

Sind Sie in der Stadt Bern auch schon auf überdimensionale Insektenskulpturen gestossen und haben sich gefragt, was die dort wohl machen? Wir lüften das Geheimnis: Sie sind Teil der Sonderausstellung «Insektensterben – Alles wird gut».

Hier finden Sie die Informationen zu diesem Kooperationsprojekt mit der Appenzeller Szenografin Karin Bucher.

In fünf individuell gestalteten Räumen zu den Themenfeldern «Landwirtschaft», «Pestizide», «Klimawandel», «Faszination Insekten» und «Lebensräume» spricht je eine Person zu den Besucher:innen, die im Jahr 2023 an der Rettung der Insekten beteiligt gewesen ist. Über Kopfhörer, aber auch durch zu entdeckende Informationen ist zu erfahren, was die Sprecher:innen initiiert haben. Dazu gehören ein Insektenspezialist, ein Förster, ein Pestizidforscher, eine Landwirtin und eine Gruppe von Aktivist:innen.

Raum: Faszination Insekten

In der Küche von Hans-Peter Wymann erzählt der ehemalige wissenschaftliche Zeichner und Entomologe des Naturhistorischen Museums Bern von seiner Faszination für Schmetterlinge und Insekten, die schon im Kindesalter ihren Anfang nahm. Nehmen Sie Platz und fühlen Sie sich wie zuhause. Und verpassen Sie nicht, in die Küchenschränke zu schauen, um mehr über die Wichtigkeit von Insekten zu erfahren!

Raum: Landwirtschaft

Eine Landwirtschaft, die nicht nur die Menschen ernährt, sondern auch den Insekten und der Artenvielfalt nützt, ist möglich – das zeigt Tina Siegenthaler und ihr Fondlihof. Im Raum wird eine Reihe weiterer Betriebe vorgestellt, die schon heute eine Landwirtschaft der Zukunft betreiben. Sie beweisen, dass das Wissen und die Methoden für eine insektenfreundliche Landwirtschaft schon längst vorhanden wären. Die Landwirt:innen setzen etwa auf Rotationsweidesysteme oder auf Mosaiklandwirtschaft. Auch die grossen Problemfelder werden hier thematisiert – etwa Subventionszahlungen, die mit Milliardenbeträgen die Schädigung der Biodiversität fördern.

Raum: Pestizide

Willkommen im Kopf von Alex Aebi. Hier schaut der renommierte Pestizidforscher der Universität Neuenburg zurück in die Blütezeit der Pestizide (also in unsere Gegenwart) und thematisiert deren Problematik. Etwa, dass die Auswirkungen von Pestiziden in der Natur unmöglich im Labor getestet werden können, und dass sie sich nicht nur über Jahrzehnte in der Natur, sondern auch im Menschen ablagern. Auch vertieft der Raum das fragwürdige Geschäft von Agrochemie-Multis, die hierzulande verbotene Pestizide in andere Länder verkaufen – und die so ihren Weg zurück in unser Ökosystem finden.

Raum: Klimawandel

In diesem Raum fahren wir zusammen mit Oliver Frey durch seinen Wald in Villigen (AG), den er schon sein ganzes Berufsleben lang betreut. Der Förster hat hautnah erlebt, wie massiv sich der Klimawandel auf den Wald ausgewirkt hat. Wie soll die Forstwirtschaft darauf reagieren? Freys Antwort heisst: Mit Vielfalt. Er pflanzt viele verschiedene und vor allem heimische Baumarten. Damit hilft er auch den Insekten. Der Klimawandel, der auch im Jahr 2053 noch spürbar ist, bringt aber auch Gewinner hervor, etwa den Karstweissling, ein Tagfalter, der in kurzer Zeit von einer seltenen zu einer häufigen Art wurde. Neben einzelnen Erfolgsgeschichten produziert der Klimawandel aber in erster Linie viele Verlierer – und bringt die Artenvielfalt weiter unter Druck.

Raum: Lebensräume

Das Erhalten von Lebensräumen ist einer der wichtigsten Aspekte, wenn es um den Schutz der Insektenvielfalt geht. Der Verein faunaberna schützt wichtige Lebensräume für Insekten und andere heimische Tier- und Pflanzenarten – und schafft neue Räume. Setzten Sie sich im Vereinslokal zu ihnen an den Tisch, bauen Sie ein Kartenhaus mit Bierdeckeln und erfahren Sie mehr. Der Raum thematisiert weiter, warum gerade Gewässer so wichtig für Insekten sind, warum es sich fürs Portemonnaie lohnt, Lichtverschmutzung zu verhindern, warum Sie einen Sense-Kurs machen sollten – und was es bringt, wenn wir die Biodiversität schützen. Zum Beispiel, weil Biodiversität glücklich macht, wie die Wissenschaft belegt.

Den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft spannt der Schriftsteller Franz Hohler. Im Jahr 2053 blickt der alte Prophet Hohler auf sein Lied «Der Weltuntergang» von 1973 zurück, das in der Ausstellung zu hören ist und aus heutiger Sicht erschreckend aktuell wirkt. Eigens für die Ausstellung hat Franz Hohler eine neue Version geschrieben, die nicht minder aufrüttelnd wirkt – und welche die Besucher:innen zurück in die Gegenwart schickt. In dieser wartet ein Workshopraum mit vielseitigem Rahmenprogramm und Tipps für Eigeninitiativen auf die Gäste.

Der Soundtrack zur Ausstellung

Das Basler Duo Basse-cour (Marius Cuendet und Matteo Simonin) hat eigens für die Ausstellung zwei Stücke komponiert. «Mystique moustique» und «Grillen Samba» wurden anlässlich der Ausstellungseröffnung uraufgeführt. Für die Musik kommen nicht nur Samba-Rhythmen, ein Saxophon, ein E-Piano, und die Gesangsstimmen zum Einsatz – sondern auch Aufnahmen von Insekten:

Impressum der Ausstellung

Ausstellungskonzeption

Gesamtleitung

Christoph Beer

Projektleitung

Katharina Weistroffer

Konzept

Beatrice Baeriswyl,

Alexandra Capaul,

Dominic Huber,

Simon Jäggi,

Christian Kropf,

Julia Sonderegger,

Thea Sonderegger,

Katharina Weistroffer

Ausstellungskuration

Simon Jäggi

Wissenschaftliche Kuration

Christian Kropf

Inszenierung

Dominic Huber

Steuergruppe

Kilian Baumann,

Katrin Blassmann,

Kurt Fluri,

Michael Meier,

Daniela Pauli,

Sabine Reber

Hans Jörg Rüegsegger,

Gestaltung

Szenografie und Ausstattungsleitung

Alexandra Capaul,

Dominic Huber (Blendwerk GmbH)

Grafik

Barbara Hoffmann,

Jonas Oehrli,

Thea Sonderegger

Plakat

Thea Sonderegger

Animation

Daniel Harisberger (Team Tumult)

Plastiken

Enrique Hernandez

Rodriguez,

Ayesha Schnell

Patina

Julia Urech

Präparation

Constantin Latt,

Martin Troxler

Outside Eye

Naomi Ena Eggli

Inhalt und Text

Texte

Simon Jäggi

Regie und Texte Protagonist:innen

Dominic Huber

Texte Kinderspur

Beatrice Baeriswyl,

Julia Sonderegger

Epilog

Franz Hohler

Protagonist:innen

Alex Aebi,

Oliver Frey,

Angi Herter,

Nicola Liechti,

Tina Siegentaler,

Lia Stark,

Rahel Stricker,

Hans-Peter Wymann

Korrektorat

Linda Malzacher (Feinlese Lektorat),

Rieke Krüger

Übersetzungen

Jeff Acheson,

Supertext,

Henri-Daniel Wibaut

Untertitelung

Justin Stoneham

Illustration Ämtliplan

Corina Schulthess

Medien

Medienkonzeption und Planung

Peter Auchli

Film Grossprojektion

Yannick Mosimann

Sounddesign und Komposition

Knut Jensen,

Nasos Pechlivandis

Film Franz Hohler

Justin Stoneham

Audio

Audioflair GmbH

Sprecher:innen

Claire Huguenin,

Katharina Lienhard

Sprecher:innen Kinderspur

Albon Sovilla,

Lia Stark

Öffentlichkeitsarbeit

Bildung und Vermittlung

Beatrice Baeriswyl,

Andrea Röhrig,

Julia Sonderegger

Marketing und Kommunikation

Stefanie Christ,

Sonja Delz,

Zinaida Frosio,

Céline Leimer

Pressefotografie und Dokumentation

Nelly Rodriguez

Rahmenprogramm

 Stefanie Christ,

Zinaida Frosio,

Simon Jäggi

Technik und Bauten

Bauleitung

Christian Bähler

Möbelbau

Stephan Schlup,

Micha Ribeli

Ausstellungsaufbau

Hansruedi Christen,

Leonie Haller,

Michael Hubler,

Denise Mast,

Samuel Müller,

Thomas Schmutz,

Markus Spahr,

Jan Tropschug

Bauten

Karl Moser (KM Renovationen),

Bernhard Reber (Stockhorn Allround),

René Ledermann (Berling Partner)

Ausstellungstechnik

Christian Bähler,

Marc Bähler,

Denise Mast,

Thomas Schmutz

Medientechnik

Christian Albrecht

(Chrystal Display Electronics AG)

Elektroarbeiten

Christian Bähler,

Piotr Wienczek (Gasser & Bertschy)

Lichtplanung

Mica Ostermeier,

Christa Wenger (Matí AG)

Grafikproduktion

Marco Zwahlen (Lettra Design)

Maler- und Tapezierarbeiten

Burkhard + Co AG,

Alexandra Capaul,

Thomas Schmutz

Objektmontage

Constantin Latt,

Micha Ribeli,

Stephan Schlup

Bodenlegearbeiten Eingang, Ausgang

Daniel Stern Bodenbeläge

Dank an

Lucca Barbery, Hannes Baur, Lena Gubler, Lene Halter, Stefan Hertwig, Sidney Kämpfer, Sarah Pearson Perret, Philippe Steiner

Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Flora di Berna, Info Fauna, Public Eye

Nachhaltigkeit in der Sonderausstellung «Insektensterben – Alles wird gut»

Bei Konzept und Umsetzung der Ausstellung haben wir grossen Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Dabei sind wir den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gefolgt.

  • Reduce: Wir haben versucht, möglichst wenig neue Rohstoffe zu verwenden.
  • Reuse: Die Technik stammt, wo immer es ging, aus dem Bestand des Museums. Das Mobiliar besteht vollständig aus wiederverwendeten Objekten — aus unserem Museum, aus Brockenhäusern, von Verkaufsplattformen oder es sind Leihgaben.
  • Recycle: Die Umsetzung folgte dem Ziel, die Materialien nach der Aus­stellung weiterverwenden, weiterverarbeiten oder kompostieren zu können.
  • Nachhaltiges Design: Wo wir neue Materialien einsetzen mussten, war der Aspekt der Nachhaltigkeit das wichtigste Kriterium. Der Grundbau besteht aus Schwartenhölzern, die als Restholz in der Holzproduktion anfallen. Das Holz aus hiesigen Wäldern stammt von der Sägerei Thomas Zürcher in Arni. Die verwendete Farbe wird aus Lehm produziert und ist organisch. Der Holzbau kann nach der Ausstellung kompostiert werden. Der Boden besteht aus Recyclingfilz (100 % PES Recycling).

Mit freundlicher Unterstützung von:

  • Verein des Naturhistorischen Museums Bern
  • Vontobel-Stiftung
  • Förderfonds der Berner Kantonalbank
  • Gesellschaft zu Zimmerleuten